Sole für Salzkotten: Neubohrung oder Brunnensanierung?

Salzkotten – der Name steht für eine lange Tradition des kostbaren Rohstoffs in der Stadt am Hellweg. Die Salzgewinnung stellte über mehrere Jahrhunderte die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt dar. Die an der Unitas-Quelle im Stadtkern gewonnene Sole wurde zunächst unmittelbar an der Quelle und Mitte des 18. Jahrhunderts über größere Gradiereinrichtungen eingedampft.

Die Ergiebigkeit und der Salzgehalt der Unitas-Quelle ließen über die Jahrzehnte allerdings nach. Auch eine aufwendige Neubohrung im Jahr 1980 führte nicht zum erwarteten Erfolg: es sprudelt bis heute keine Sole auf dem Kütfelsen.

Durch die geplante Wiederherstellung der Zutageförderung von Sole soll neben dem bereits erfolgten Bau eines Gradierwerkes zum 750-jährigen Stadtjubiläum und der Errichtung einer traditionellen Siedepfanne am Kütfelsen die frühere, fast 1000-jährige Produktion des Salzes weiter veranschaulicht werden.

Daher wurden wir mit der Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zur Prüfung einer Reaktivierung der Unitas-Quelle in Salzkotten beauftragt.

Die hydrogeologischen Verhältnisse im Untergrund von Salzkotten stellen sich hierbei äußerst spannend dar:

Am Südrand der Münsterländer Kreidebucht trennt der „Emscher-Mergel“ die oberflächennahen, süßwasserführenden Quartärablagerungen von den salzwasserführenden, verkarsteten Kalk- und Mergelsteinen des Cenomans und Turons. Ein Aufstieg des Salzwassers bzw. der Sole erfolgt über Störungen des Salzkottener Sprungs, über die eine hydraulische Verbindung zwischen den beiden Grundwasserleitern hergestellt wird. Südlich wird das zentrale Salzwasser/Sole-System des Münsterländer Kreidebeckens durch das randlich auflagernden Süßwasser-System (Bereich Hellweg) begrenzt.

Ein allgemeiner Rückgang sowohl der Schüttung als auch des Salzgehaltes der Quellen und Brunnen am Hellweg bzw. in Salzkotten konnte über die letzten Jahrzehnte beobachtet werden. Diese Beobachtungen können grundsätzlich mit sowohl lokalen Systemveränderungen wie dem Rückgang des hydraulischen Drucks im Grundwasserleiter durch den dauerhaften Ausfluss von artesischen Brunnen als auch großräumigen Systemeinflüssen wie dem hohen Eintrag von Süßwasser im Bereich des Haarstrangs in Verbindung gebracht werden. Diese unterschiedlichen Einflüsse galt es im Rahmen der Studie zu berücksichtigen.

Bei unseren Arbeiten wurde im Hinblick auf eine mögliche Neubohrung zur Förderung von Sole nicht nur der Standort der Unitas-Quelle auf dem Kütfelsen, sondern der weitere Bereich der Stadt Salzkotten mit den Informationen aus den vorhandenen Altbrunnen betrachtet. Hierbei reichte die historische Recherche zurück bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als mehrere Tiefbohrungen zur Förderung der gewinnbringenden Sole abgeteuft wurden.

Als ein womöglich wertvoller Schatz entpuppte sich hierbei der Brunnen „Neuer Sprudel“ unweit des Gradierwerkes. Dieser stellt mit einer Tiefe von 288 m eine nützliche Informationsquelle zu den örtlichen hydrogeologischen Verhältnissen in Salzkotten dar. Allerdings ist der technische Zustand des über 100 Jahre alten Brunnens derzeit ungewiss.

Entsprechend der ausgewerteten Aufzeichnungen ist zu vermuten, dass das beobachtete Aussüßen des aus dem Brunnen artesisch ausfließenden Grundwassers durch den Zufluss geringprozentigen Salzwassers in einer Tiefe von 80 m und den Einfluss von Oberflächenwasser bedingt ist.

Durch eine geophysikalische Untersuchung des Brunnens kann sowohl der Zustand des Brunnens als auch die hydrodynamischen bzw. hydrochemischen Verhältnisse im Brunnen betrachtet und ausgewertet werden. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Untersuchung kann dann das weitere Vorgehen bezüglich der Erschließung von Sole geplant werden. Im günstigsten Fall führt eine Sanierung des Brunnens „Neuer Sprudel“ dazu, dass an dieser Stelle zukünftig wieder Sole artesisch ausfließt. Auf eine aufwendige Neubohrung zur Förderung von Sole könnte somit verzichtet werden!   



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